Die Stadt Mönchengladbach vergab einen Auftrag zur „Erarbeitung eines ganzheitlichen Konzepts im Umgang mit wohnungslosen, suchtkranken, psychisch erkrankten Menschen, die sich tagsüber und/oder nachts im öffentlichen Raum der Stadt Mönchengladbach aufhalten“. Auftragnehmer ist die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung e. V. (GISS e.V.) in Bremen. Diese Vorgehensweise stößt bei den Freien Demokraten auf Kritik.
Bereits in der Ratssitzung im Mai brachte der FDP-Fraktionsvorsitzende Achim Wyen klar zum Ausdruck, dass es innerhalb der Fachverwaltung ein hohes Maß an Kompetenz, gerade im sozialen Bereich, gebe, welches nicht genutzt werde. „Dies wurde bei diversen Terminen auch deutlich. Dieses Wissen wird leider kaum abgerufen“, bemängelt Achim Wyen. „Für uns bedeutet es eine defizitäre Nutzung der städtischen Kapazitäten. Das Dezernat V für Soziales, Jugend und Gesundheit ist mit rund 1.500 Mitarbeitenden das größte Dezernat und hat deutlich mehr Angestellte als die meisten Firmen in der Stadt.“ Dass nun eine Studie für 80.000 Euro, die zudem erst im September 2026 erscheinen soll, an einen externen Anbieter vergeben wurde, der die Strukturen vor Ort nicht kennt, sei unverständlich.
Dass das qualifizierte Personal des Sozial-Dezernates nicht eingebunden wurde, beanstanden ebenfalls die kommissarischen FDP-Kreisvorsitzenden. Daniel Winkens führt aus: „Hinzu kommen zahlreiche Dienstleisterverträge mit Wohlfahrtsverbänden, die diverse Aufgaben im sozialen Bereich bereits übernehmen. Welchen Mehrwert hat nun eine Studie, für die die Stadt einen so hohen Betrag ausgibt?“ Er erwarte, dass der Dezernatsleiter die eigenen Personalstrukturen und das Fachwissen aus seinem Dezernat bündele und auch nutze.
Sein Kollege Patrick Lademann-Peters fügt hinzu: „Es ist interessant, wie die Stadt in ihrem sozialpolitischen Handeln schwankt. Einerseits benötigt es eine hoch angesetzte, teure Studie, um den Umgang mit marginalisierten Gruppen herauszufinden. Andererseits wurden am Adenauerplatz und an der Breite Straße schnell sozialpolitische Fakten geschaffen. Hier wurden Sozialeinrichtungen in Quartiere angesiedelt, in denen genau diese Gruppen bisher nicht vertreten sind.“ In beiden Fällen hätte es keine Studien benötigt, um eine Notwendigkeit festzustellen. Ärgerlich sei, so Patrick Lademann-Peters, dass der Dezernent auch voreilig feststellte, als Teil der Verwaltung keinen Handlungsbedarf beim Adenauerplatz zu sehen. „Stattdessen darf sich die Politik um den Scherbenhaufen kümmern.“
Der Gegenstand der Studie für die Stadt Mönchengladbach lautet gem. Homepage des GISS e.V.: „Die GISS plant und moderiert einen breit angelegten Beteiligungsprozess zur Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes zum Umgang mit „marginalisierten Gruppen‘“ im öffentlichen Stadtraum Mönchengladbachs. Künftige Maßnahmen der Stadt sollen einerseits die Bedürfnisse von wohnungslosen, suchtkranken und psychisch erkrankten Menschen aufgreifen, die sich tagsüber und/oder nachts im öffentlichen Raum aufhalten. Sie sollen zum anderen die Anforderungen der Stadtgesellschaft“ berücksichtigen und müssen daher Interessen unterschiedlicher Nutzer*innen-Gruppen im öffentlichen Raum in Ausgleich bringen. Auf der Grundlage einer umfangreichen Bestandsaufnahme, einer gemeinsamen Bedarfsanalyse mit betroffenen Menschen sowie Beteiligten aus Politik, Verwaltung und Hilfesystem und Recherchen in anderen Kommunen entwickelt die GISS ein Gesamtkonzept.“