Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundes-FDP, setzt ein Zeichen für den Standort Mönchengladbach. Anlässlich seiner Sommertour spricht er mit mehreren Unternehmern. Sein erster Besuch führte ihn zu Effertz Tore GmbH und zu Wimmers Innenausbau.
Dr. Claus Schwenzer, Inhaber der Effertz Tore GmbH, begrüßt Reinhard Houben mit den Worten: „Besser miteinander reden als übereinander.“ Dass der Standort Deutschland für Firmen seit Jahren Wettbewerbsnachteile mit sich bringt, ist Reinhard Houben bewusst. Seine Familie betreibt ebenfalls ein Unternehmen. Dr. Schwenzer kommt nach der Vorstellung des 1880 gegründeten Betriebs mit 85 Mitarbeitenden und 18 Auszubildenden freundlich, aber klar zur Sache.
Er kritisiert, dass bei vielen Gesetzen der Mehraufwand nicht bedacht würde. „Wird bei der ganzen Bürokratie vom Gesetzgeber auch das Ende immer bedacht?“ Beispiele kennt Dr. Schwenzer so einige, wie die Umsetzung von Gesetzen und Verordnungen innerhalb kürzester Fristen, oft sogar sofort nach der Verkündung. „Die Unternehmer müssen Zeit zum Umsetzen haben.“ Wie es mit der Digitalisierung in Verwaltungen steht, zeigt sich an einem Beispiel: Wegen des sogenannten Nachweisgesetzes müssen Schreiben zur Gewährung von Prämien oder Zulagen an Mitarbeitende noch in Papierform gegengezeichnet werden. „Wie bei der Hydra, wir schlagen einen Kopf ab, zwei wachsen nach.“ Reinhard Houben nickt zustimmend. Jörg Buer, Zahnmediziner mit eigener Praxis und Mitglied des FDP-Landesvorstands NRW, nennt ein weiteres Beispiel, wie Bürokratie (nicht) funktioniert. „So muss ich alle zwei Jahre sämtliche Steckdosen überprüfen lassen, in meinen Augen eine der abstrusesten Auflagen.“ Diese Bestimmungen, von der Politik entwickelt und über die zahnärztliche Kammer veröffentlicht, müssen binnen kürzester Zeit umgesetzt werden. „Die Verbände haben viele gute Vorschläge zur Entbürokratisierung eingereicht“, bestätigt Reinhard Houben. Er sei zuversichtlich, dass die Politik vorankomme.
Eine Bitte äußert Dr. Schwenzer über Aktivitäten des Finanzministeriums zur angedachten Verpflichtung elektronischer Rechnungsstellung im B2B-Geschäft ab 2025: Der Vorlauf möge mindestens ein Jahr betragen und es solle das genormte Format XRechnung verbindlich vorgegeben werden. Reinhard Houben sagt zu, die angesprochenen Punkte in den politischen Gremien zu besprechen.
Effertz Tore GmbH ist nicht nur als global agierendes Unternehmen bekannt, sondern auch für seine Mitarbeiterbindung. Viele Betriebsangehörige konnten ihr 40-jähriges Jubiläum feiern. Daher wundert es nicht, dass für die Belegschaft Christian Kragl, Ausbildungsleiter für Elektroniker und Vorsitzender des Betriebsrats sowie Tim Zschenderlein, Auszubildender zum Technischen Produktdesigner im dritten Ausbildungsjahr, anwesend sind und die angeregten Diskussionen interessiert verfolgen.
Entspannter wirkte für Reinhard Houben zunächst der Besuch bei den jungen Existenzgründern Jan und Vincent Wimmers von Wimmers Innenausbau. Jedoch kamen die beiden schnell zur Sache. Sie berichteten von schlaflosen Nächten, die die extreme Bürokratie die Firmengründung im letzten Jahr unnötig erschwerte. „Business- und Finanzpläne lagen vor“, berichtet Jan Wimmers, „betriebswirtschaftlich waren wir also gut aufgestellt.“ Vincent Wimmers ergänzt: „Weiter gingen die Ärgernisse mit den dringend benötigten Maschinen. Beispielsweise war unsere computergesteuerte Fräse mehrere Wochen nicht einsatzbereit.“ Die Situation sei teilweise schon sehr belastend gewesen. „In der Zeit hätten wir bereits einige Aufträge abwickeln können“, sind sich beide einig.
Reinhard Houben erkundigt sich nach der derzeitigen geschäftlichen Situation. Was die aktuelle Konjunktur angeht, sehen Jan und Vincent Wimmers optimistisch in die Zukunft. „Zwar ist die Kaufbereitschaft im Moment zurückgegangen, aber zum Jahresende nimmt sie erfahrungsgemäß wieder zu.“ Schließlich böten sie ihre Produkte passgenau und aus eigener Produktion an. „Man bezahlt beim Tischler zwar für die Qualität, jedoch nicht unnötig viel, wie bei manchen Markenprodukten, die viel Budget in Marketing stecken.“ Positiv nimmt Reinhard Houben zur Kenntnis, dass die beiden Inhaber bald ausbilden und, neben den drei Mitarbeitenden, weiteres Personal einstellen wollen. Auf einige teilweise verleimte Kleinmöbel angesprochen, antworten Jan und Vincent Wimmers: „Auch wenn viele Kunden aus Düsseldorf und Köln kommen nehmen wir uns sehr gerne die Zeit für kleine Reparaturen, beispielsweise aus der Nachbarschaft.“
Wimmers Innenausbau steht für Handwerkskunst, Qualität und Langlebigkeit. Mit Engagement und Leidenschaft setzen Jan und Vincent Wimmers die Projekte ihrer Kundschaft um. Ihr Motto lautet: Wir sind nicht einfach nur Tischler, wir schaffen Lebensqualität.“
Für Reinhard Houben war es ein sicherlich anstrengender, aber informativer Nachmittag. Dr. Claus Schwenzer konfrontierte ihn mit den bürokratischen Hürden des Mittelstands. Bürokratie kostet Zeit, und Zeit ist Geld! Jan und Vincent Wimmers legten die Probleme bei der Existenzgründung schonungslos offen. Es bleibt zu wünschen, dass die Politiker und Politikerinnen aller Parteien bei ihren Sommertouren gut zuhören und aktiv werden.